10.09.2019

Forschung mit der Hannoverschen Korruptionsskala

Das österreichische Bundesamt zur Korruptionsbekämpfung und Korruptionsprävention verwendet die „Hannoversche Korruptionsskala – Österreich-Version“ zur Befragung von PolizeianwärterInnen

Korruption zählt aufgrund einer hohen Anzahl unentdeckter Straftaten aus kriminologischer Sicht zu den Dunkelfelddelikten. ExpertInnen gehen in Schätzungen davon aus, dass das Hellfeld bekanntgewordener Korruptionstaten lediglich eine einprozentige Zahl aller Korruptionstaten umfasst. Rückschlüsse auf beispielsweise Tätermerkmale lassen sich zwar auch anhand des Hellfeldes gewinnen, jedoch unterliegen diese Stichproben des Hellfeldes stets der Gefahr der Selektivität – sodass aus dem Hellfeld abgeleitete Aussagen nicht ungeprüft auf das Dunkelfeld übertragen werden sollten. Die KorruptionsforscherInnen der Hochschule Hannover und der Fachhochschule Münster verfolgen einen Forschungsansatz, der auch das Dunkelfeld berücksichtigt. Gemeinsam haben sie unter anderem die Hannoversche Korruptionsskala (kurz: HKS 38) entwickelt, mit der sich die Einstellung zu Korruption valide erfassen lässt und die für Befragungen im Dunkelfeld verwendet werden kann.

Das österreichische Bundesamt zur Korruptionsbekämpfung und Korruptionsprävention (kurz: BAK) verfolgt ebenfalls einen Forschungsansatz, der das Dunkelfeld miteinschließt, und arbeitet dazu seit 2015 unter anderem eng mit den KorruptionsforscherInnen der Hochschule Hannover und der Fachhochschule Münster zusammen. Im Rahmen der Zusammenarbeit wurden drei Datenerhebungen mit insgesamt rund 4.000 befragten Testpersonen vom BAK durchgeführt sowie die Hannoversche Korruptionsskala in einer österreichischen Version (kurz: HKS 38 Ö) erstellt. Die HKS 38 Ö wurde an einer für Österreich bevölkerungsrepräsentativen Stichprobe normiert und steht Interessierten auf SerWisS in der Schriftenreihe Personalpsychologie kostenfrei zur Verfügung. Weitere Ergebnisse der ersten beiden Befragungen werden unter anderem von Linssen/Schäffer/Heber (2017), Heber/Schäffer (2018) und Heber/Schäffer (2018) berichtet.

Zuletzt wurden mit der HKS 38 Ö rund 1.400 PolizeianwärterInnen in Österreich zu ihrer Einstellung zu Korruption befragt. Weil die HKS 38 Ö an einer für Österreich bevölkerungsrepräsentativen Stichprobe normiert wurde, lassen sich Korruptionsrisiken im Vergleich mit der Allgemeinbevölkerung Österreichs beurteilen und auf Basis der Einstellungsmessung noch gezieltere Präventionsstrategien entwickeln. Frank Heber (M.Sc.) hat die Auswertung der Daten durchgeführt und gemeinsam mit den KollegInnen des BAK in Wien besprochen. Für die Veröffentlichung der Ergebnisse wird Frank Heber auch zukünftig eng mit dem BAK – vertreten durch Frau Dr.in Simone Jungwirth – zusammenarbeiten.